Der Weg der Entscheidung: Individualsoftware oder bestehende Software-Lösungen?

Bevor wir hier einige Überlegungen auflisten, die die Leitplanken der Entscheidungsfindung darstellen, sei nochmals darauf hingewiesen: Erst das wahre Ziel definieren, dann die Entscheidung treffen und dann die Segel setzen (Crossverlinkung Blogbeiträge und Beratung). Anders können Sie keine fundierte und erfolgreiche Entscheidung treffen.

Ein Überblick über die Vor- und Nachteile beider Optionen, um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern:

Anpassungsgrad und Langfristigkeit

Individualprogrammierung bietet maßgeschneiderte Lösungen, die sich perfekt auf die  spezifischen Anforderungen zuschneiden lassen. Darstellung und Funktionen werden pass maß auf das Unternehmen und seine Prozesse abgestimmt. Darüber hinaus haben Sie die Kontrolle über Weiterentwicklungen, die der mittel- und langfristigen Unternehmensstrategie zuträglich sind.

Drittanbietersoftware bietet vorgefertigte Funktionen, die zwar oft auf branchenspezifische Bedürfnisse eingehen, aber weniger anpassbar sind. Wenn das Businessmodell und die dahinter liegenden Prozesse Standardanforderungen entsprechen, kann das eine sehr zeitsparende und kosteneffiziente Lösung sein.

Doch Drittanbietersoftware birgt das Risiko, dass Sie von den Entscheidungen des Anbieters abhängig sind. Änderungen an der Software oder sogar die Einstellung des Produkts könnten Geschäftsprozesse beeinträchtigen bzw. einen Softwarewechsel nötig machen.

Implementierungszeit und -aufwand

Individualprogrammierung benötigt mehr Zeit für die Definition der genauen, technischen Anforderungen, der Planung der IT-Architektur, der Entwicklung und Implementierung, da sie von Grund auf entwickelt wird. 

Drittanbietersoftware ist oft schneller einsetzbar, da sie bereits existiert. Viele Drittanbieter bieten vorkonfigurierte Templates oder Konfigurationsmöglichkeiten, die einen zügigen Start ermöglichen. Dabei kann die Konfiguration auch von Agenturen übernommen, um Ihre internen Ressourcen nicht vom Kerngeschäft abziehen zu müssen.

Kosten

Individualprogrammierung kann anfangs höhere Kosten verursachen, da der Entwicklungsaufwand meist intensiver ist und sich über längere Zeiträume erstreckt. Der Vorteil ist eine Lösung, die langfristig mehr individuelle Flexibilität bietet und in den Unternehmenswert mit einfließt.

Drittanbietersoftware hat oft niedrigere Anschaffungskosten, vor allem in Form von Lizenzen oder Abonnements. Sie kann besonders attraktiv sein, wenn das Budget begrenzt ist oder der Wert des time-to-market dies erfordert.

Flexibilität und Skalierbarkeit

Individualprogrammierung ermöglicht eine sehr flexible Anpassung und Weiterentwicklung der Software, da Sie als Owner die volle Kontrolle über das System haben. Auch Skalierungen sind bei entsprechender Planung leichter möglich.

Drittanbietersoftware bietet oft begrenzte Anpassungsmöglichkeiten. Sie kann bei kleineren Anforderungen ausreichen, jedoch sind größere Anpassungen oder Skalierungen meist teurer und schwerer umsetzbar, im worst case sogar nicht möglich und es bedarf eines Systemwechsels.

Wartung und Support

Individualprogrammierung bedarf eines eigenen Entwicklerteams inhouse oder externer Entwickler bzw. einer externen Software-Agentur, die für den Support und die Weiterentwicklung zur Verfügung stehen. Das kann zusätzliche Kosten verursachen, sich aber auszahlen, wenn durch die Individualsoftware der Unternehmensumsatz und/oder -wert steigt.

Drittanbietersoftware beinhaltet meist Supportangebote, die im Lizenzpreis enthalten sind. Das kann den Wartungsaufwand reduzieren und stellt sicher, dass bei Problemen Hilfe zur Verfügung gestellt wird bzw. Updates automatisch installiert werden. 

Aber Achtung: die Reaktionszeit und Qualität der Wartung und des Supports durch den Software-Anbieter kann in hohem Maße variieren – ja nach Lizenzmodell. Lizenzfreie Modelle bieten meistens keinen dieser Services.

Fazit

Für den schnellen time-to-market, für einen „Versuchsballon“, für ein geringes Budget und für Anforderungen, die mit Standardlösungen abgedeckt werden können, wäre Drittanbietersoftware eine pragmatische Wahl. Prüfen Sie aber auch hier, ob Sie die Implementierung, Konfiguration und Betreuung mit inhouse-Kapazitäten erfüllen können oder sich besser externen Support an Bord holen. 

Bei spezifischen Anforderungen, hoher Flexibilität und langfristigem Wachstum kann sich die Investition in eine Individualprogrammierung als wertvoller erweisen. Das geht nicht von heut auf morgen und bedarf einer Prozesskette von der Beratung über die Planung und Konzeption bis hin zur Umsetzung und der laufenden Betreuung.

Und noch ein Hinweis:

Auch eine Kombination aus beiden Ansätzen – Standardsoftware mit Anpassungen – ist manchmal ein guter Kompromiss.